Der Steinadler im Porträt

Alles über seine Biologie und Verhalten

Steinadler im Flug mit ausgebreiteten Flügeln, Hintergrund ist blau verschwommen
Steinadler im Flug (Foto: Ralph Sturm)

Der Steinadler ist  nach dem Seeadler der größte derzeit in Deutschland brütende Greifvogel. Mit einer Spannweite von bis zu 230 cm ist er eine beindruckende Erscheinung und ein unvergessliches Erlebnis, bekommt man ihn auf einer Wanderung in den Alpen zu Gesicht. 

 

Steinadler gehören zu der Gattung Aquila innerhalb der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Die Vögel der Gattung Aquila werden manchmal auch als die "echten" Adler bezeichnet. Nicht alle Adler sind "echte" Adler. So ist z.B. der Seeadler näher mit den Milanen als dem Steinadler verwandt.

 

Der nächste Verwandte in Deutschland ist der stark vom Aussterben bedrohte Schreiadler. In Deutschland brüten Steinadler momentan nur in den bayerischen Alpen. Außerhalb der Alpen gibt es nur unregelmäßig Beobachtungen, z.B. im Schwarzwald. In Norddeutschland tauchen immer wieder skandinavische Vögel auf.

 

Kennzeichen

Nach dem Seeadler ist der Steinadler unser größter derzeit in Deutschland brütender Greifvogel mit einer Körperlänge von 75 - 90 cm, einer Spannweite von 215 - 230 cm (Weibchen) bzw. 195 - 210 cm (Männchen) und einem Gewicht von 3000-6600 g. Im Flug ist er an den breiten, leicht angehobenen Flügeln und auffällig gefingerten, nach oben gebogenen Flügelspitzen zu erkennen.

 

Verwechslungen mit dem viel kleineren Mäusebussard sind auf größere Distanzen möglich, wenn der Größenvergleich fehlt. Die Gefiederfärbung bei den Altvögeln ist dunkelbraun, Scheitel und Nacken sind goldgelb. Jungvögel sind im Flug an weißen Feldern im Flügel und am weißen Schwanz mit schwarzer Endbinde erkennbar.

Siedlungsdichte und Reviergröße

Steinadler sitzt mit seiner Beute (einem Fuchs) am Boden, rundherum ist Schnee
Steinadler mit Fuchs als Beute (Foto: Wolfgang Lorenz)

Der Steinadler brütet in Deutschland nur noch im Alpenraum (Bayern) an geschützten Stellen in Felswänden oder seltener auf Bäumen. Die Art ist aber nicht zwingend ans Gebirge gebunden.

 

Wo es geeignete Lebensräume gibt und menschliche Störungen ausbleiben, kann der Steinadler auch sehr gut im Flachland leben (ausreichend Beute vorausgesetzt). So hat der Steinadler beispielsweise in der Schweiz in den letzten Jahren mit einigen Paaren auch das Voralpenland besiedelt. Auch in Dänemark brüten wieder Steinadler.

 

Auch in Deutschland könnten sich Steinadler potentiell auch außerhalb der Alpen ansiedeln, so z.B. im Schwarzwald oder in einigen dünn besiedelten Gebieten in Ostdeutschland.

 

Adlerreviere können bis zu 100 km2 und mehr umfassen. Meist wird jedoch nur ein erheblich kleinerer Teil zur Jagd genutzt. Menschliche Aktivitäten und Störungen im Revier haben einen wesentlichen Einfluss auf zeitliche und räumliche Nutzung verschiedener Revierabschnitte.

 

Die Siedlungsdichte hängt von vielen Faktoren ab. Strukturierung des Lebensraumes, Nahrungsangebot ( Sommer/Winter ), Thermikverhälnisse und der Umfang menschlicher Nutzung sind hier als mitentscheidende Faktoren zu nennen.

 

 

Das Revier wird von beiden Partnern gegen eindringende/durchziehende Fremdadler verteidigt.

Nestbau

Nest eines Steinadlers am Rande einer Klippe, viele Federn liegen darin und viele Äste eines Nadelbaums
Horst eines Steinadlers (Foto: Hans-Joachim Fünfstück)

In Deutschland brütet der überwiegende Anteil der Steinadlerpaare in Felsnischen und -bändern. In Nordosteuropa werden häufiger auch Baumhorste angelegt.

 

In den Alpen sind diese jedoch vergleichsweise selten. Ein Paar hat in seinem Revier meist mehrere Horste - als Höchstwert sind 12 Horste bekannt - die abwechselnd zur Brut verwendet werden - wohl auch um Parasiten an Beuteresten im Horst auszuweichen. Manchmal genügt den Paaren jedoch auch ein einzelner Horst, der Jahr für Jahr wieder benutzt wird.

 

Da die Horste jedes Jahr vor Brutbeginn von beiden Partnern "renoviert" werden und auch während der Brut und Jungenaufzucht immer wieder Äste eingetragen werden , können die über mehrere Generationen benutzten Nester Ausmasse von bis zu 3 m Durchmesser und 5 m Höhe errreichen.

Häufig werden während der gesamten Brutsaison - wahrscheinlich zum Schutz des brütenden Altvogels und der Jungvögel vor Insekten und Parasiten -Nadelzweige zum Horst gebracht .

Balz und Paarbildung

Bereits im Januar / Februar beginnt die Balz, mit der die Paarbindung gefestigt wird. Mit Flugspielen und sogenannten Girlandenflügen gehört die Balz zu den spektakulärsten Beobachtungen im Steinadlerrevier. In geringerem Umfang sind diese Verhaltensweisen jedoch das ganze Jahr hinweg zu beobachten.

 

Steinadler sind erst im Alter von 4-5 Jahren geschlechtsreif und Leben monogam. Die Paare bleiben bis zum Verlust eines Partners zusammen.

Brutbeginn

Mitte März bis Mitte April - der Legebeginn ist abgestimmt auf den wachsenden Nahrungsbedarf der Jungen und die ausreichende Verfügbarkeit der Nahrung.

Gelegegröße und Bruterfolg

Zwei weiße Eier eines Steinadlers liegen im Nest
Das Gelege eines Steinalders besteht meistens aus zwei Eiern (Foto: Henning Werth)

2 (selten 1 oder 3) Eier

 

Legeabstand: 3-5 Tage

 

Der Bruterfolg hängt von vielen Faktoren ab und kann beispielsweise durch das Auftreten von Fremdadlern im Revier zur Brutzeit, der Eingespieltheit eines Paares oder dem vorhandenen Nahrungsangebot beeinflusst werden.

 

Auch menschliche Störungen können sich zur Brutzeit besonders negativ auswirken und zur Aufgabe einer Brut führen.

 

So haben ungestörte Reviere mit gleichbleibenden Partnern und einem reichhaltigen Nahrungsangebot in der Regel den besten Bruterfolg.

Bei ungünstigen Voraussetzungen kann die Jahresbrut ganz ausfallen.

Normale Erfolgsrate:0,5 Jungvögel/Paar und Jahr

Brutdauer

43-45 Tage - beginnend vom ersten Ei an

Entwicklung der Jungvögel

Junger Steinadler im Horst
Steinadler Jungvogel im Horst (Foto: Hans-Joachim Fünfstück)

Die Jungen werden in den ersten 14 Tage fast ununterbrochen von den Eltern gehudert (gewärmt). Die von den Altvögeln erbeutete Nahrung wird den Küken im Horst in "schnabelgerechten" Stücken verfüttert.

 

Die in mehreren Tagen Abstand geschlüpften (meist 2) Jungvögel konkurrieren um das Futter, wobei das älteste Küken das/die Geschwister meist bei den Fütterungen abdrängt und so in der Regel nur ein Jungvogel die ersten Wochen überlebt (Kainismus).

 

Ist das Junge ca. 30 Tage alt, wird die Beute von den Altvögeln nur noch in den Horst geflogen und dort vom Jungvogel selbstständig zerlegt und gefressen.

 

Im Alpenraum verlassen die Jungvögel den Horst - nach 63-70 tägiger Nestlingszeit - meist Ende Juli . Die jungen Steinadler bleiben jedoch noch lange im elterlichen Revier – teilweise bis Januar / Februar des folgenden Jahres.

Mehr über den Steinadler

Führungen und Exkursionen

Regelmäßige Führungen starten von der Giebelhütte regelmäßig "ins Reich des Steinadlers" - jeweils Samstags von Mai bis September.

Gefährdungsfaktoren für den Steinadler

Steinadler sind heute in der gesamten EU geschützt. Auch in Bayern darf die Art nicht mehr bejagt werden. Das ist ein großer Erfolg und  hat maßgeblich zur Erholung der Bestände in den Alpen beigetragen. Trotzdem drohen dem Steinadler auch heute noch weitere Gefahren.

 

Helfen Sie dem Steinadler

Für 100 € können Sie eine symbolische Patenschaft für ein Steinadlerrevier übernehmen. Sie unterstützen die personelle Betreuung der Horste und tragen so zu einem störungsfreien Brutablauf bei. Wir informieren Sie regelmäßig über den Bruterfolg und aktuelle Entwicklungen in Ihrem Brutrevier.